+ + + Pressemeldung der Senioren-Union Neukirchen-Vluyn + + +

 

Eine englische Königin in Vluyn

 

Dicht gedrängt saßen die rund 50 Zuhörer bei der Veranstaltung der Senioren Union Neukirchen-Vluyn und lauschten gespannt den Schilderungen von Birgit van den Boom. Sie ist Stadt- und Kirchenführerin, und war kürzlich zu Gast in den Vluyner Stuben, wo sie in Gestalt und Kleidung von Anna von Cleve berichtete, wie es ihr vor ca. 500 Jahren erging, als sie zur 1. deutschen Königin auf dem englischen Thron bestimmt wurde.

 

Als solche war sie immerhin die vierte Ehefrau des allgemein als blutrünstig bekannten und nicht zimperlich mit seinen Frauen umgehenden englischen Königs Heinrich VIII. Wie sie es geschafft hat, damals, allen Widrigkeiten zum Trotz diesen ihren Gatten noch um fast 10 Jahre, und dazu noch mit einer großzügigen Apanage, zu überleben und es zur beliebtesten Tante seiner Kinder gebracht hat, verstand   Birgit van den Boom fesselnd und mit allen Einzelheiten darzustellen.   

 

Geboren war Anna in der Nähe von  Düsseldorf, wuchs auf Schloss Burg an der Wupper als Tochter des Herzogs von  Jülich-Kleve-Berg auf, genoss aber eine eher konservative Erziehung, erlernte also mehr Handarbeiten als Fremdsprachen oder Musizieren. Aber sie galt aus politischen Gründen als die geeignete künftige Gattin für Heinrich. Nur hatte dieser sich, besonders auch nach Empfehlungen seines Lordkanzlers Thomas Cromwell, eine andere Vorstellung von den Liebreizen seiner künftigen vierten Frau gemacht, so dass er, maßlos enttäuscht, diese Ehe, bevor sie überhaupt vollzogen wurde und die bis dahin nur auf dem Papier stand, schnell wieder annullieren ließ. Dieser Amtsvorgang allerdings dauerte, auch aufgrund politischer Rücksichtnahmen auf ihm wohl gesonnene europäische Fürsten, ca. ein  halbes Jahr, so dass Anna von Cleve während dieser Zeit immerhin als die urkundlich belegte erste deutsche Königin auf dem englischen Thron gilt.

 

Während Cromwell noch im selben Jahr wegen der seinem Regenten zugemuteten Enttäuschung seinen Kopf verlor, ist zwar Anna mit dem Leben davon gekommen, aber es war ihr nicht mehr vergönnt, ihre Heimat noch mal wieder zu sehen.

 

 

 Horst A. Kaiser

 

(Stellv. Vors. der SU Neukirchen-Vluyn)