
Dass eine Bundespolitikerin in ihrem Wahlkreis auch tatkräftig mit anpacken kann, zeigte die Abgeordnete Kerstin Radomski (CDU) am vergangenen Donnerstag. Sie unterstütze die engagierten Helferinnen und Helfer bei der Neukirchen-Vluyner Tafel e.V. bei den Fahrten zu den einzelnen Geschäften um Lebensmittel abzuholen und informierte sich über die aktuelle Situation des Vereins.
„Die Verteilung überschüssiger Nahrungsmittel an Bedürftige setzt, neben der caritativen Eigenschaft, ein wichtiges Zeichen gegen die scheinbar immer größer werdende Wegwerfgesellschaft in Deutschland“, so Radomski. „Lebensmittelhändler übernehmen durch die Abgabe ihrer vermeintlich minderwertigen Nahrungsmittel soziale Verantwortung und sparen zusätzlich Entsorgungskosten ein, während Bedürftige Menschen Lebensmittel des täglichen Bedarfs, teils sogar Markenware und Süßigkeiten erhielten. Dabei reduziert sich sogar noch der anfallende Müll zugunsten der Umwelt.“
„Die Menschen, die die Hilfe der Tafel in Anspruch nehmen, sind ganz unterschiedlich. Sie reichen von HartzIV-Empfängern, über Asylbewerber und Großfamilien bis hin zu älteren Menschen, deren kleine Rente nur schwer zum Leben reicht“, so Schatzmeisterin Ulla Borgemeister. „Leider“, fügte Helmut Stoffels, 1. Vorsitzender, hinzu, „kommen aus Schamgefühl seltener ältere Bedürftige mit kleiner Rente zu uns. Aber genau die möchten wir motivieren, den Weg zu uns zu finden.“ Die Tafel ist zudem auch ein Ort der Begegnung. „Die Leute treffen sich manchmal schon 1-2 Stunden vor der Ausgabe um sich zu unterhalten, um nicht alleine zu sein“, fügte Ulla Borgemeister hinzu.
Neben der tatkräftigen Unterstützung informierte sich Kerstin Radomski auch über die aktuelle Standortsituation der Tafel. „Es ist leider nur eine Frage der Zeit, wann wir dieses Gebäude räumen müssen“, so Peter Schmidt, 2. Vorsitzender. „Die evangelische Kirche, der dieses Gebäude gehört, wird dieses in naher Zukunft abreißen. Gestern war schon ein Vermesser vor Ort.“
Gerade mal 3 Jahre ist es her, seit die Tafel in die Räumlichkeiten am Bendschenweg gezogen ist und schon dürfen sich die ehrenamtlichen Helfer um ein neues Domizil bemühen. „Wir haben es uns so schön eingerichtet und fühlen uns sehr wohl hier“, so Ulla Borgemeister betrübt. Helmut Stoffels hat bereits im Sozialausschuss der Stadt vorgesprochen, „Aber bislang hat sich noch keiner zu unserer Situation geäußert“, so Stoffels. „Bezahlbare Räume zwischen 80-100qm für diese Zwecke sind schwer zu finden“.
„Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass es in Deutschland eine solche Einrichtung gibt“, stellt Radomski fest und fügt hinzu: „Ich bewundere die Arbeit und die Ausdauer der ehrenamtlichen Helfer für ihr Engagement, ihre Freundlichkeit und Gelassenheit. Diese gilt es zu unterstützen, dass die Tafel auch weiterhin in Neukirchen-Vluyn bestehen bleibt.“ Die Hoffnung gibt das Team um Helmut Stoffels noch lange nicht auf: „Zur Not werden wir halt unsere Lebensmittelausgabe im Foyer des Rathauses einrichten, wenn uns keine Ausweichmöglichkeit geboten wird.“